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Trauer
ist keine Krankheit. – Sie ist ganz individuell. – Jede/r
trauert anders. – Es gibt keine zeitliche Begrenzung für
Trauer. – Trauer ist ein Prozess, eine Art Wandlung, meist
hin zu einem anderen Leben. – So wird der Verlust im Laufe
der Zeit angenommen und erhält so einen festen,
unumstößlichen Platz im Trauernden (integrative
Trauer-Arbeit); – der Vorausgegangene möchte ja, dass der
liebste Mensch weiterlebt. –
Die Annahme ist das Zentrum der Trauerverarbeitung; - es
gibt keinen Weg drum herum. – Nur wenn wir uns der Trauer
stellen, haben wir eine kreative Möglichkeit mit der
Trauer weiter zu leben. -
In einer Umwelt, die Tod und Trauer vielfach verdrängt und
auf Funktionieren ausgerichtet ist, erfahren wir, wie
schwer es ist, der Trauer Zeit und Raum zu geben. – Ganz
schnell soll es eigentlich wieder zur „normalen“
Tagesordnung übergehen. – Die Trauer soll die anderen
nicht stören. – Die Trauernden sollen die anderen bitte
nicht an das Unvermeidliche, an das Vergängliche erinnern.
–
Die meisten Mensch auf der Welt kommen i. d. R. alleine
(Resilienz) durch die Zeit der Trauer. (Tod durch Alter,
Krankheit, Unglück, Kriege etc.) – Ich empfehle hier den
PDF-Text „Trost/Trostarbeit und Trauer/Trauerarbeit –
Konzepte, Modelle, Kontexte – Materialien aus der
Integrativen Therapie von Hilarion G. Petzold,
Du?sseldorf“ hier
Jedoch gibt es Ausnahmen. – Nicht jede/r von uns hat die
gleichen Talente und Fähigkeiten Dinge, die schwer im Leben
sind, zu meistern. – Hier kann das temporäre Angebot eines
Hospiz‘, von Seelsorge, von Psychotherapie Hilfestellung und
Neuorientierung werden. –
Trauer-Arbeit ist Arbeit, wie das Wort schon sagt. – Sie ist
eine temporäre Begleitung, keine Lebensbegleitung! -
Was hilft i. A. wenn es jemanden plötzlich nicht gut
geht, er/sie/es sich verletzt oder gar jemand nahen
verloren
hat?
Trost. –
- Trost hat sprachlich etwas mit Treue zu tun und mit
trauern. Trost erhält man dort, wo Treue erhalten bleibt
und wo Trauern und Vertrauen möglich wird, wo einer
nicht zurückweicht, sondern aushält und bleibt. (meist
in der Familie, bei Freunden, beim Seelsorger, Hausarzt
etc.)
Trauer ist eine Neuorientierung fürs Leben, ohne die
ein Weiterleben nicht möglich ist. - Trauer ist die
Vollendung der Liebe.
Wir Trauerbegleiter (i. d. R. große Basis-Ausbildung)
MÜSSEN sich unsere Abschieds- und Trauer-Biografie sehr
klar und deutlich vor Augen und ans eigene Herz führen, um
nicht in der Begleitung die eigenen Vorstellungen
(ideologisch, spirituell) zu transportieren (s.
Übertragung) oder gar entsprechend eigene, unbearbeitete
„Baustellen“ in der Begleitung der Trauernden zu
verarbeiten! – Das wäre im strengen Sinne Missbrauch. –
Wenn etwas, was durchaus immer geschehen kann, uns in
diesem Begleit-Prozess zu tiefst berührt, gehört das
unbedingt in eine Supervision zur eigenen Klärung!
Das AKTUELLE Gut-Bei-sich-Sein und eine immer wieder sich
NEU drauf einlassende WAHRNEHMUNG i. S. v. „Was
braucht mein Gegenüber jetzt?“ ist auch hier der
Schlüssel für eine gute Trauer-Begleitung.
Natürlich hat jeder Trauerbegleiter neben der
ressourcenorientierten Gesprächsführung eine Art
„Handwerks-Koffer“, eine Art Material-Sammlung wie z. B.
ein Familienbrett, Bildkarten, Phantasie-Reisen,
Meditations- und Körperübungen, kleine Geschichten,
Metaphern etc., die als eine Möglichkeit angeboten werden
können. – Dabei ist es wichtig, dass der Trauernde jeder
Zeit dies ablehnen oder auch mittendrin „aussteigen“ kann.
-
Schweigepflicht ist hier selbstverständlich!
Autor: Michael Arndt, Juni 2020.
Tränen
Jana und Anne haben beide Kummer. Jana hat 17
Fläschchen für ihre Tränen. Auf jedem ist ein Etikett
mit einer Aufschrift der Gründe. Z. B. Wut,
Enttäuschung, Freude, Schmerz etc.
Anne hat nur eine Flasche für ihre Tränen.
Nach einem Jahr treffen sie sich wieder.
Anne erzählt, dass ihre Flasche ganz voll und dass sie
sehr erleichtert ist.
Jana sagt, dass ihre 17 Fläschchen noch trocken sind,
denn, wenn sie bemerkte, dass die Tränen in ihr
hochstiegen, überlegte sie immer: WARUM sie weinen
musste, um zu wissen, in welches Fläschchen sie die
Tränen tun sollte.
Unsere lieben Toten sind nicht gestorben,
sie haben nur aufgehört, sterblich zu sein. -
Ottokar Kernstock
Menschen, die geliebt werden und selbst lieben, -
fragen nicht nach dem Sinn des Lebens, - sie haben
ihn…
Es ist gut, wenn uns die verrinnende Zeit nicht
als etwas erscheint, das uns verbraucht, sondern als
etwas, das uns vollendet. - Antoine de
Saint-Exupéry
Es ist besser, etwas gehabt und wieder verloren
zu haben, als es nie gehabt zu haben.
Walisisches Sprichwort
- Wenn unser Leben ein Haus ist und unsere
Erfahrungen Besucher, dann hängen Glück
und Leid weniger davon ab, wer uns besucht,
sondern wie wir ihn bei uns aufnehmen. - anonym
- Lebenslange Geburt "Die
Geburt ist nicht ein augenblickliches Ereignis,
sondern ein dauernder Vorgang. Das Ziel des Lebens
ist es, ganz geboren zu werden, und seine
Tragödie, dass die meisten von uns sterben, bevor
sie ganz geboren sind. Zu leben bedeutet, jede
Minute geboren zu werden. Der Tod tritt ein, wenn
die Geburt aufhört."
- Das Geschenk
Ein alter Mann saß in einem Bus. In seinem Arm
hielt er einen wundervollen Blumenstrauß. Ein
junges Mädchen konnte ihren Blick nicht von der
Blumenpracht lassen. Immer wieder schaute sie zu
den bunten Blüten und lächelte scheu. Kurz vor der
nächsten Haltestelle stand der Mann auf und ging
zu dem Mädchen. Er reichte ihr den Strauß und
sagte: "Ich habe gesehen, dass du diese
Blumen liebst. Sie sind eigentlich für meine
Frau. Aber ich denke, meine Frau würde gerne,
dass du sie bekommst. Ich gehe jetzt zu ihr und
erzähle ihr, dass ich dir die Blumen geschenkt
habe." Das Mädchen nahm den Strauß mit
einem nun strahlenden Lächeln. Als der alte Mann
ausstieg, sah sie ihm noch nach. Und er verschwand
durch ein Tor, welches zu einem kleinen Friedhof
gehörte.
- Augenblicke (Jorge Luis
Borges)
Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, im
nächsten Leben würde ich versuchen
mehr Fehler zu machen. Ich würde nicht so perfekt
sein wollen, ich würde mich mehr entspannen.
Ich wäre ein bisschen verrückter, als ich gewesen
bin, ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen.
Ich würde nicht so gesund leben.
Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen,
Sonnenuntergänge betrachten,
mehr bergsteigen, mehr in Flüssen schwimmen.
Ich war einer dieser klugen Menschen, die jede
Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten;
freilich hatte ich auch Momente der Freude,
aber wenn ich noch einmal anfangen könnte,
würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu
haben.
Falls du es noch nicht weißt,
aus diesen besteht nämlich das Leben;
nur aus Augenblicken; vergiss nicht den jetzigen.
Wenn ich noch einmal leben könnte,
würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den
Spätherbst hinein barfuß gehen.
Und ich würde mehr mit Kindern spielen, wenn ich
das Leben noch vor mir hätte.
Aber sehen Sie … ich bin 85 Jahre alt und weiß,
dass ich bald sterben werde.–
- Die schwersten Wege (Hilde
Domin)
Die schwersten Wege
Werden alleine gegangen,
die Enttäuschung, der Verlust,
das Opfer,
sind einsam.
Selbst der Tote der jedem Ruf antwortet
und sich keiner Bitte versagt
steht uns nicht bei
und sieht zu
ob wir es vermögen.
Die Hände der Lebenden die sich ausstrecken
ohne uns zu erreichen
sind wie die Äste der Bäume im Winter.
Alle Vögel schweigen.
Man hört nur den eigenen Schritt
und den Schritt, den der Fuß
noch nicht gegangen ist aber gehen wird.
Stehen bleiben und sich Umdrehen
hilft nicht. Es muss
gegangen sein.
Nimm eine Kerze in die Hand
wie in den Katakomben,
das kleine Licht atmet kaum.
Und doch, wenn du lange gegangen bist,
bleibt das Wunder nicht aus,
weil das Wunder immer geschieht,
und weil wir ohne die Gnade
nicht leben können:
Die Kerze wird hell vom freien Atem des Tags,
du bläst sie lächelnd aus
wenn du in die Sonne trittst
und unter den blühenden Gärten
die Stadt vor dir liegt,
und in deinem Hause
dir der Tisch weiß gedeckt ist.
Und die verlierbaren Lebenden
und die unverlierbaren Toten
dir das Brot brechen und den Wein reichen –
und du ihre Stimmen wieder hörst
ganz nahe
bei deinem Herzen.
- Der Aufbruch (Erika
Pluhar)
Alles was geschieht, hat mit uns zu tun
nur wir sind so blind, so verhüllt
wir scheinen gegen Zeichen und Wunder immun
und unser Herz ist mit Unrat gefüllt.
Doch kann es dir geschehn –
dann fliegt etwas auf wie ein Schrei
geht wie ein Atmen vorbei
stößt dich ganz leicht vor die Brust
als hättest du’s immer gewusst
Der Aufbruch aus dem alten Zelt
in eine ungenaue Welt
ist schmerzhaft, doch nicht zu umgehn
willst du das Leben wirklich sehn
Der Aufbruch aus dem alten Glück
in deine Einsamkeit zurück
Da läuft man durch die Straßen hin und her
und weiß doch nicht, wohin man geht
schießt Blicke aus den Augen
als wär’n die ein Gewehr
und sieht doch nicht, was der Tag einem rät
Doch kann es dir geschehn –
dann hebt etwas an wie ein Lied
und zeigt dir den Unterschied
zwischen den schlafenden Tagen
und dem Abenteuer der Fragen
Trost
im Gedicht von Robert Gernhardt
Denk dir ein Trüffelschwein,
denks wieder weg:
Wird es auch noch so klein,
wird nie verschwunden sein,
bleibt doch als Fleck.
Was je ein Mensch gedacht,
lässt eine Spur.
Wirkt als verborgne Macht,
und erst die letzte Nacht
löscht die Kontur.
Hat auch der Schein sein Sein
und seinen Sinn.
Musst ihm nur Sein verleihn:
Denk dir kein Trüffelschwein,
denks wieder hin.
- Ode an das Leben
(Pablo Neruda)
Die ganze lange Nacht hämmerte der
Schmerz auf mich ein mit einem Beil, doch
der Schlaf wusch wie ein dunkles Wasser im
Vorübergehen blutgefleckte Steine. Heute
lebe ich wieder. Von neuem, Leben, trage
ich dich auf meinen Schultern.
O Leben, lichte Schale, plötzlich füllst
du dich mit schmutzigem Wasser, erloschnem
Wein, mit Agonie und Untergängen, mit
schreckenden Spinnennetzen, und viele
glauben, dieser Farbe der Hölle würdest du
wahren allezeit.
Das ist nicht gewiss.
Eine lange Nacht geht vorüber, eine
einzige Minute vergeht, und alles ist
anders. Es füllt sich die Schale des
Lebens mit Transparenz. Die Schöpfung des
Weltraums erwartet uns. Auf einmal sind
die Trauben geboren. Und auf der Erde
verwurzelt das Licht.
Leben, die armen Dichter glaubten dich
bitter, sie lösten sich nicht von der
Bettstatt mit dir, mit dem Sturmwind der
Welt.
Sie empfingen, ohne dich zu suchen, die
Schläge des Schicksals, sie bohrten ein
schwarzes Loch und tauchten unter in die
Trauer eines verlassenen Brunnens.
Es ist nicht wahr, Leben, du bist schön
wie sie, die ich liebe, und zwischen den
Brüsten birgst du der Minze Duft.
Leben du bist ein vollkommenes Triebwerk,
Glückseligkeit, Sturmesbrausen, Zartheit
köstlichen Öls.
Leben du bist wie ein Weinberg: Alles
Licht speicherst du und verteilst es,
umgewandelt in Trauben.
Wer dich verleugnet, der möge warten eine
Minute, eine Nacht, ein kurzes oder langes
Jahr, der möge aus seiner verlogenen
Einsamkeit treten, möge forschen und
kämpfen, seine Hände anderen Händen
vereinen, der möge das Unglück nicht auf
sich nehmen und hätscheln, der möge zurück
es weisen, ihm wie Steinbrecher den
Steinen, Mauergestalt verleihen, der möge
zerschlagen das Ungemach und aus ihm sich
Beinkleider machen. Das Leben erwartet uns
alle, die wir lieben den wilden Duft von
Meer und Minze, die es zwischen den
Brüsten birgt.
- Ein Gedicht (Paulo
Coehlo)
Danke ... ich danke allen!
Ich danke allen, die meine Träume
belächelt haben;
Sie haben meine Phantasie beflügelt.
Ich danke allen, die mich in ihr Schema
pressen wollten;
Sie haben mich den Wert der Freiheit
gelehrt.
Ich danke allen, die mich belogen haben;
Sie haben mir die Kraft der Wahrheit
gezeigt.
Ich danke allen, die nicht an mich
geglaubt haben;
Sie haben mir zugemutet, Berge zu
versetzen.
Ich danke allen, die mich abgeschrieben
haben;
Sie haben meinen Mut geweckt.
Ich danke allen, die mich verlassen
haben;
Sie haben mir Raum gegeben für Neues.
Ich danke allen, die mich verraten und
missbraucht haben;
Sie haben mich wachsam werden lassen.
Ich danke allen, die mich verletzt
haben;
Sie haben mich gelehrt, im Schmerz zu
wachsen.
Ich danke allen, die meinen Frieden
gestört haben;
Sie haben mich stark gemacht, dafür
einzutreten.
Vor allem aber danke ich all jenen,
die mich lieben, so wie ich bin;
Sie geben mir die Kraft zum Leben!
Danke.
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